Großartig. Beflügelnd. Unvergesslich.
So würden wahrscheinlich viele Läuferinnen und Läufer ihren allerersten Halbmarathon beschreiben – ich allerdings nicht.
Aber fangen wir von vorne an.
Am 11. März diesen Jahres bin ich nach einer unfassbaren Ewigkeit das erste Mal wieder gelaufen. Es war furchtbar und hat überhaupt keinen Spaß gemacht. Nicht im Ansatz habe ich daran gedacht, mal an einem offiziellen Lauf teilzunehmen. Aber ich wollte jetzt weiter machen. So lange, bis es mir wieder Spaß machen würde.
Nach und nach habe ich entweder die Strecken verlängert oder versucht, eine kurze Strecke mit einer besseren Pace zu laufen. Auch an den ersten Intervalltrainings und Fahrtspielen habe ich mich versucht.
Relativ schnell kam der Spaß zurück und auch die 10km stellten kein Problem mehr für mich da. Meine persönlichen Bestzeiten wurde schnell weniger und ich wagte mich an die 15km.
Bis dahin trainierte ich 2-3 Mal in der Woche nach Lust und Laune, ohne irgendwelche Trainingspläne oder Hilfen.
Tja und dann schlug der harte Hammer der sozialen Netzwerke und ihrer Werbung zu! Da war er: ein Veranstaltungsvorschlag über einen Halbmarathon in Kempten am 15. April.
Da es bis dato ja ziemlich schnell aufwärts ging, entschied ich mich dafür, „sowas mal auszuprobieren“ und dachte: das wirst du schon irgendwie schaffen. Im Nachhinein betrachtet keine meiner glanzvollsten Ideen. Ich lief weiter wie bisher und dann war er da, der 15.04.2018!
Ultra nervös und aufgeregt startete ich in den Tag, quälte mir ein paar Scheiben Toastbrot runter und dann ging’s auch schon los nach Kempten. Während der Fahrt dachte ich noch einige Zeit darüber nach, ob das alles wirklich so eine gute Idee sei und ob ich dazu schon bereit bin. Wie soll ich sagen, in manchen Fällen ist es besser, auf diese innere Stimme in seinem Kopf zu hören. Aber wirklich nur manchmal.
Bis ich meine Startnummer in der Hand hielt, dachte ich, ich könnte nicht aufgeregter sein. Aber doch, das war möglich. Als ich mich dann irgendwann im Startblock wiederfand, wollte ich nur noch, dass es endlich losging.
Der Startpfiff ertönte und zusammen mit vielen anderen Läufern begab ich mich auf die Strecke.
Im Nachhinein betrachtet machte ich von diesem Zeitpunkt an, so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann.
Es waren um die 25 °C und ich startete schnell. Zu schnell. Immer wieder sagte ich zu mir selbst: reiß dich zusammen und nimm Tempo raus, das hälst du so lange nicht durch! Aber sobald ein anderer Läufer an mir vorbeizog, habe ich mich automatisch mitziehen lassen. Ich hatte das Gefühl, mein Tempo gar nicht mehr richtig einschätzen zu können und versuchte, die Getränke an der Strecke im Laufen zu mir zu nehmen. Das wollte aber absolut nicht funktionieren und so ging ca. 3/4 eines jeden Bechers daneben.
All die Fehler, die ich machte, gipfelten dann drin, dass ich ab Kilometer 8 völlig fertig war und am liebsten schon abgebrochen hätte. Kilometer 8! Die 15km waren im Training ja längst kein Problem mehr! Ich wurde wütend, war sauer und enttäuscht über mich und meinen Zustand und vor allem darüber, dass ich es ja eigentlich selber besser gewusst habe.
Mein Kreislauf wurde jeden Meter schlechter. Mir war speiübel, ich bekam Bauchschmerzen und fing an, Sterne vor den Augen tanzen zu sehen. Grauenhaft.
Ich nahm sofort jegliches Tempo raus, denn Aufgeben kam für mich nicht in Frage. Ich kämpfte mich von einem Schatten zum nächsten und war froh über jeden einzelnen zurückgelegten Meter. An den Versorgungsstellen hielt ich an und nahm mir Zeit, ausreichend zu trinken.
Wie schaffen es Menschen nur, diese Strecke 2x am Stück zu laufen? Diese Frage stellte ich mir an die 100 Mal.
Der Kreislauf stabilisierte sich wieder etwas und so quälte ich mich bis ins Ziel. Qual. Anders kann man es nicht sagen.
Ich war unglaublich froh, es geschafft zu haben aber leider ging es mir körperlich so furchtbar schlecht, dass ich das Gefühl rein gar nicht genießen konnte. Ich schnappte mir die Medaille und mein Freund brachte mich zum Auto. Auf dem Weg dahin musste ich schon zwei Mal pausieren, um mich ins Gras fallen zu lassen.
Der Rückweg war dann annähernd so schlimm wie der Lauf selbst, da wir einige Male anhalten mussten und auch die Toastbrote vom Morgen nochmal Hallo sagen wollten.
Ich war mir sicher, einen Halbmarathon wollte ich nie wieder laufen.
Bis zum darauffolgenden Tag jedenfalls. Denn da meldete ich mich zu meinem nächsten an, bei dem ich dann einfach alles besser machen wollte. Und das tat ich auch.
Zusammengefasst war es war die falsche Entscheidung, den Halbmarathon nach so kurzer Vorbereitungsphase schon anzugehen. Es war übermütig und auch ein wenig naiv. Man könnte fast sagen dämlich.
Dennoch habe ich aus diesen Fehlern gelernt. Ich weiß, zu was der Körper im Stande ist, welche Fehler ich auf keinen Fall wieder machen möchte und wie wichtig der Kopf bei so einem Lauf ist.
Wenn auch ihr mit dem Gedanken spielt, euch an euren ersten Halbmarathon zu wagen, macht es bitte unter keinen Umständen so wie ich. Trainiert länger, konzentriert euch beim Lauf auf euch und euer Tempo und vergesst die anderen. Nehmt euch Zeit, genügend zu trinken und vor allem: genießt es! Der Lauf gehört euch!
Man sagt, den ersten Halbmarathon vergisst man nicht. So geht es mir auch, allerdings aus den falschen Gründen.
Bereitet euch gut vor und geht selbstbewusst an die Sache heran, dann steht einem erfolgreichen Halbmarathon nichts mehr im Wege!